Fragen & Antworten

Hier eine Zusammenstellung der am häufigsten gestellten Fragen.

Langfristig ist es das klare Ziel des Vereins, das ehemalige Wildtier Honigbiene wieder in unseren Wäldern zu etablieren!

Wir sind der Ansicht, dass jeder Imker dieses Ziel in seine Bienenhaltung einbeziehen sollte. Wir Imker verhalten uns so, als wenn wir noch eine zweite Honigbiene Apis mellifera „in Reserve“ hätten. Und, uns ist offenbar noch nicht bewusst, dass annähernd 100 Prozent der Genetik der Honigbienen in Deutschland in unseren Händen liegt und sich daraus eine Verantwortung ergibt, die wir übernehmen müssen. Wir schulden den Honigbienen eine Auswilderung, wir schulden sie der Erhaltung der Diversität und insbesondere dem Ökosystem Wald!

Klar ist, das ist ein langer Weg! Unsere Honigbienen wurden und werden intensiv züchterisch bearbeitet. Heute können Honigbienen aufgrund der Belastung vor allem durch Varroa und Viren nur 1-3 Jahre in „freier Wildbahn“ überleben.

Erstes Ziel des Projektes ist deshalb, dass sich Honigbienen auf Basis natürlicher Selektion dahin entwickeln, dass sie eine Toleranz gegenüber der Varroamilbe (und der Viren) entwickeln.

Ist dieses Ziel erreicht, verfolgen wir unser nächstes Ziel – die Wiederansiedlung von wildlebenden Honigbienenvölkern in unseren Wäldern. Nun sterben die varroatoleranten Honigbienen aus unserem Projekt nicht mehr an der Varroose, aber sie finden kaum geeignete Nistmöglichkeiten im Wald und sind gewöhnt gefüttert zu werden.

Das Projekt liefert die Basis für spätere Wiederansiedlungsversuche. Hier stehen vor allem die Fragen nach geeigneten Bienenbehausungen im Vordergrund und wie erfolgreich eine komplette Einstellung der imkerlichen Betreuung erfolgen kann.

Es sind zwei Versuche auf Basis natürlicher Selektion beschrieben, die von professionellen Imkern durchgeführt wurden. Darüber hinaus gibt es mit Randy Oliver einen Berufsimker aus Kalifornien, der seinen Weg im Internet gut dokumentiert hat.
Alle drei haben weiterhin eine kommerzielle Imkerei.

Wir haben in Deutschland einen sehr einmaligen Aufbau der Imkerschaft. Jeder Imker hat statistisch gesehen 6,1 Bienenvölker und nur 3% der Imker haben zwischen 25 - 50 Völker. Lediglich 1% der Imker hat mehr als 50 Völker.
Das bedeutet, es gibt praktisch überall Imker und Bienenvölker. Für ein Programm, wie das hier beschriebene, ist das eine Herausforderung, der durch eine mehr als dreimal so große Startgröße an Bienenvölkern (im Vergleich zum wissenschaftlich beschriebenen Ansatz) begegnet wird. Hierin liegt der Grund, dass wir mit ca. 100 Bienenvölkern das Projekt beginnen wollen und nicht mit 25-30 Völkern.

Dieses Projekt richtet sich an:

  • Imker
    weil wir die lokale Imkerschaft mit varroatoleranten, behandlungsfreien Bienenvölkern versorgen wollen.
  • Naturschützer 
    weil wir erstmalig in Deutschland die Basis für eine spätere Wiederansiedlung der Honigbienen erschaffen.
  • Engagierte Bürger 
    weil viele Bürger erkannt haben, dass auch soziale Insekten wie die Honigbiene unsere Unterstützung benötigen. 

Wir rechnen mit sichtbaren Erfolgen nach 4-7 Jahren Projektlaufzeit durch Vergleiche mit dokumentierten Versuchen.

Wir haben die Kriterien zur späteren Ausbreitung und Verteilung der varroatoleranten Bienenvölker noch nicht festgelegt.
Einige Kriterien für den Erhalt von diesen Völkern werden sein:

  • Verbleib der Völker in räumlicher Nähe zum Projektstandort
  • Bereitschaft zum Austausch aller Völker der eigenen Imkerei
  • Support des Projektes während der Projektlaufzeit
  • Spenden von Initialvölkern vor Projektstart

 

Bienen zu füttern ist nicht natürlich und bereitet die Bienen nicht darauf vor, irgendwann wieder selbständig in der Natur zu überleben.

Aber, first things first, wir wollen uns in diesem Projekt um die Toleranz zur Varroamilbe kümmern. Die Bienen, die heute von Imkern gehalten werden, sind nicht daran gewöhnt, ohne Futter zu überleben. Wenn wir also nicht füttern, dann werden wir nicht nur Verluste durch die Varroamilbe, sondern auch aufgrund von zu wenig Futter/Honig im Winter haben. Die Bienen würden also zum Teil im Winter verhungern. Auch wilde Honigbienen Populationen, wie im Arnout Forrest von Thomas Seeley untersucht, zeigen bis 80% Hungerverluste bei jungen Völkern im ersten Winter. Wir füttern die Bienen, weil wir zunächst das Ziel einer Varroatoleranz erreichen wollen.

Tolerant gegenüber Varroa = Bienen können mit einer größeren Anzahl Varroamilben im Bienenvolk leben, d.h. sie tolerieren sie.

Resistent gegenüber Varroa = Bienen handeln aktiv, um die Varroa einzudämmen. Beispiel: sie öffnen bereits verdeckelte Brutzellen; sie entfernen Puppen, die mit Varroa belastet sind; sie wenden Grooming an, d.h. Bienen putzen sich gegenseitig und entfernen sich dabei die aufsitzenden Milben.

Die Frage tolerant oder resistent ist für die Bienen eine eher unwichtige Frage.

Warum, dazu ein Beispiel: Es gibt eine gut untersuchte Honigbienenpopulation in Holland (AWD Population, Amsterdam Water Dunes), die auf Basis des gleichen Ansatzes entstanden ist, den wir verfolgen wollen. Im Jahr 2017 haben Delphine Panziera (Wageningen Universität, NL) und Kollegen diese Population untersucht und herausgefunden, dass sie sogenannte Varroa Sensitive Hygiene (VSH) betreibt, also z.B. befallene Puppen ausräumt, also eine Resistenzeigenschaft im Sinne der Frage anwenden. Ähnliches wurde bei vielen anderen resistenten Bienenpopulationen (alle über natürliche Selektion entstanden) nachgewiesen, also wichtig aber nicht erstaunlich.

Dann haben Arrigo Moro (Galway Universität, UK) und Kollegen drei Jahre später diese Amsterdam Water Dunes-Population noch einmal untersucht. Diesmal konnte nicht mehr nachgewiesen werden, dass die Bienen signifikant Resistenzeigenschaften aufweisen, obwohl sie weiterhin ohne Varroabehandlung zurechtkommen. In den drei Jahren haben offenbar nicht nur die Bienen ihr Verhalten geändert, sondern auch die Varroamilbe. Die Bearbeiter waren über die “mangelhaften” Resistenzeigenschaften so ratlos, dass sie einen weiteren noch unbekannten Resistenz- oder Toleranzmechanismus vermuten.

Die Mechanismen die Bienen anwenden, um sich gegen Varroa zu wehren, sind nicht konstant, sondern werden von den Bienen dynamisch angepasst. Warum? Weil der Bienenstock ein biologisches System aus Milben, Bienen und weiteren biotischen Elementen ist, auf das Umweltfaktoren einwirken. Dabei stellen sich dynamisch immer neue Gleichgewichte oder Optimierungen ein.

Noch einmal zur Ausgangsfrage ob Toleranz- oder Resistenzmerkmale ausgebildet werden. Wir werden wahrscheinlich nicht erfahren, wie unsere dann behandlungsfrei lebenden Bienen mit Varroa umgehen. Eine Untersuchung wäre sowieso nur eine Momentaufnahme. Die Bienen machen eh was sie wollen, wie das Beispiel oben gezeigt hat.

Baumhöhlen oder ausgehöhlte Stämme, die diese nachahmen sind gerade aus energetischer Sicht besser für die Bienen. Wir nutzten jedoch konventionelle Bienenbeuten, weil es die Arbeit im Projekt erleichtert und günstiger ist.
Baumhöhlensimulationen erlauben keine effiziente Varroakontrolle und auch eine Aufteilung der “überlebenden” Völker auf vier Ableger im Frühjahr würde erschwert werden.

Dieses ist die Königsfrage!

Niemand hat bisher über natürliche Selektion entstandene Bienenpopulationen in Deutschland gehalten und in der Fläche verbreitet. Klar ist, dass wir die Unterstützung der gesamten Imkerschaft benötigen!

Wir werden über die Projektlaufzeit Erfahrung mit der Umsiedlung unserer speziellen Bienenvölker sammeln und ein Verfahren zur Ausbreitung erarbeiten.

Wir haben bereits jetzt sehr erfahrene Varroaforscher als Berater mit im Projekt. Auch die Frage der “Ausbreitung in der Fläche” wird dort ein großes Thema werden.

Dieses Projekt hat das Ziel, mindestens vier weitere vergleichbare Projekte idealerweise in der näheren Umgebung zu unterstützen. Jedes der unterstützten Projekte hat dann ebenfalls die Auflage, vier andere Projekte zu unterstützen.

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info@freie-bienen.de